Historisches Tief – EZB senkt erneut den Leitzins

Historisches Tief - Europäische Zentralbank senkt erneut den LeitzinsGeld war noch nie so billig, wie jetzt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 7. November 2013 zur Überraschung einiger Experten den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt. Das teilte die Notenbank nach einer Ratssitzung mit. Damit ist nun ein weiteres historisches Tief erreicht. Schon die Senkung im Mai auf 0,5 Prozent war ein Schritt in diese Richtung. Kredite werden tendenziell billiger und die EZB erhofft sich durch diese Maßnahme, die Inflation anzukurbeln und eine Deflation zu vermeiden.

Entscheidung kam überraschend

Als Grund für die überraschende Senkung nennt EZB-Präsident Mario Draghi die zuletzt niedrigste Teuerungsrate seit vier Jahren. Im Oktober 2013 betrug sie nur noch 0,7 Prozent. Vor allem eine zu geringe Verteuerung bei Nahrungsmittel, stärkere Energiepreissenkungen und eine sich nur leicht abschwächende Dienstleistungsinflation seien ausschlaggebend für die niedrige Rate. Sind die Preise zu billig, sind die Lager meist überfüllt. Das deutet auf Absatzprobleme hin und senkt die Gewinnmargen. Produkte und Dienstleistungen scheinen nicht mehr gefragt zu sein. Das macht die Deflation zur Gefahr für die Konjunktur. Eine ideale Inflationsrate liegt bei knapp unter 2 Prozent.

In dieses Bild passe auch, dass die Geldmengen- und vor allem das Kreditwachstum nach wie vor verhalten sei, heißt es von der EZB. Dennoch kam die Entscheidung über die Senkung des Leitzins für viele Experten überraschend. Die Betrachtung der Teuerungsrate erfolge meist eher mittelfristig, als wie gerade geschehen kurzfristig. Zudem muss auch der Fakt betrachtet werden, das politisch gewollte Sparmaßnahmen in ganz Europa den geringen Preisdruck verursacht hat.

Die Nutznießer und die Leidtragenden der Senkung

Mit der Senkung werden zum Einen Kredite billiger, worüber sich vor allem Immobilienkäufer freuen können. Baufinanzierungen sind so günstig wie nie. Wer ein Haus bauen will, sollte jetzt zuschlagen und sich langfristig eine günstige Finanzierung sichern. Dispokreditzinsen von Banken werden niedriger, angetrieben durch die gesetzlich vorgeschriebene Kopplung. Eine spürbar geringere Belastung beim Überziehen des Kontos wird es dennoch nicht haben. Auch allgemeine Ratenkredite werden in den nächsten Wochen günstiger werden. Hierfür lohnt es sich einen Blick auf Kreditvergleichsportale wie kredite-journal.de zu werfen um die günstigste Bank für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Auf der anderen Seite bringt Sparen durch die Senkung weniger. Die Inflation liegt vielerorts über dem Sparzins. Das lässt die Kaufkraft des Guthabens sinken. Die Sparer sind daher die Leidtragenden der Senkung.

Beide Seiten der Medaille sollen die Konjunktur ankurbeln und Investitionen erleichtern. Mit der Entscheidung schnellte der Deutsche Aktienindex (DAX) in die Höhe, der Euro sank in kürzester Zeit rapide. Logische Konsequenz: wenn Sparen keine Zinsen mehr abwirft, werden Aktien interessanter. Diese Situation könnte noch sehr lange andauern. EZB-Präsident Draghi rechnet zwar nicht mit einer Deflation, aber mit einer längeren Phase einer niedrigen Inflation. Daher schließt er weitere Senkungen des Leitzinses nicht aus.

Die aktuell beschlossenen Sätze der Leitzinsen sollen ab dem 13. November in Kraft treten.

Titelbild © Patrick Poendl – shutterstock.com

Geschrieben am in Wirtschaft Kommentar hinterlassen

Einen Kommentar hinzufügen